Der Freibad-Umbau vor 60 Jahren (1964 – 1965) in Schnaittach

 

Nach längerer Beratung beschloss der Marktrat im August 1964 einstimmig den Umbau des am 30.Mai 1936 eröffneten Freibades. Das Bad, in dem Bademeister Max Unterburger seit 1959 ganzen Schulklassen das Schwimmen lernte, war in die Jahre gekommen und die Reparaturkosten nahmen ständig zu.

Es war ein Kostenaufwand von rund 482000 Mark vorgesehen für drei Schwimmbecken, acht Durchschreite-Becken, einer Umwälzanlage und zeitgemäßer Anlagengestaltung incl. dreier Trinkbrunnen.
Das Schwimmerbecken mit 21 mal 50 Meter, einer durchschnittlichen Wassertiefe von 1,90 Meter und 8 Startblöcken entspricht im Anschluss dann internationalen Sportbedingungen.
Der Sprungturm wird an eine seitliche Ausbuchtung des Beckens verlegt, „damit die Springer nach Norden sehen und damit von schädlichen Sonneneinwirkungen frei bleiben“, so die Pegnitz-Zeitung.
Für Planung und Bau-Oberleitung wurde Architekt Fritz Freitag aus Fürth bestimmt und als Vertrauensmann wurde der Direktor der Städtischen Badeanstalten Nürnberg Herr Hanns Dürschner ernannt.
Bürgermeister Alois Kremer wies in der Sitzung darauf hin, dass die Bauarbeiten Ende der Badesaison 1964 beginnen und bis zum Neubeginn der Badesaison abgeschlossen sein sollen.
Bereits wenige Tage nach Ende der Badesaison rückten die Arbeiter der Baufirma Hermann Müller aus Schnaittach mit schwerem Gerät an und in kurzer Zeit blieb „kein Stein mehr auf dem anderen“ wie PZ in ihrer Ausgabe vom 28.09.64 berichtete. Das Freibad genügte den hygienischen Anforderungen dieser Zeit schon lange nicht mehr.
So wurde unter anderem verlangt, dass der Wasserinhalt eines Schwimmer- und Sprungbeckens in 6 - 8 Stunden und der eines Kinderplanschbeckens in 2 Stunden umgewälzt wird.
Bereits im Februar 1965 waren die Becken im Rohbau fertig, so dass sich der Marktrat mit höheren Eintrittspreisen befasste, da die Umwälzanlage viel Geld kostete. Einzeltageskarten kosteten nach dem Umbau dann 80 Pfennig, für Jugendliche 40 Pfennig. Der Preis für die Familienkarte betrug 25 DM.Die Schulklassen aus Schnaittach dürfen am Vormittag ohne Bezahlung das Bad benützen; auswärtige Klassen erhalten am Vormittag 50 Prozent Ermäßigung.
Weiterhin wird das Spielen mit Lederbällen nicht mehr erlaubt sein und auch die Benutzung von Kofferradios wird untersagt.
Mitte Mai waren dann die Arbeiten fast abgeschlossen. Die Liegewiese war planiert und es wurde der Humus aufgetragen und auch die betonierten Becken konnten angestrichen werden.
Nun begann in Schnaittach das große Rätselraten, ob der geplante Eröffnungstermin 5.Juni zu schaffen sei.
Folgende Schnaittacher Firmen waren am Umbau beteiligt: Mauererarbeiten und Beckenbau Hermann Müller, Neubau des Pumpenhauses Josef Strauß, Wasserinstallation Peter Schrödel, Anstrich Max Summerer und Zaunherstellung Hans Eymold.
Durch den Bau weiterer Umkleidekabinen und der Erstellung von Parkplätzen kostete der Schwimmbadneubau schließlich 622975,76 DM. Hierzu gab es Zuschüsse aus Landes- und Bundesmittel in Höhe von 70000 DM.
Inzwischen fand eine andere Wiedereröffnung statt. Am 26.Mai 1965 wurde mit einem Festabend der renovierte Badsaal eröffnet, der zeitgleich mit dem Freibad errichtet worden war. Die Küche wurde mit einer Anzahl von Großgeräten ausgestattet, für den Saal wurden neue Vorhänge und Lampen angeschafft. Die Bühne wurde neu ausgestaltet und auch die Bar im Obergeschoß wurde frisch tapeziert und mit Weinlaub geschmückt. Als Pächter konnte Peter Fischer aus Nürnberg gewonnen werden, der auch als „singender Wirt“ bekannt war.
Am Samstag, den 19.Juni war es dann soweit. Mit einem Festakt wurde das Freibad eröffnet.
Das Programm begann um 10:00 Uhr mit der Ansprache des 1. Bürgermeisters, Schlüsselübergabe und der kirchlichen Weihe. Ab 14:00 Uhr waren Kunstschwimmen und weitere Schwimmsportveranstaltungen angesagt. Um 20:00 Uhr gab es dann noch einen Festball im Badsaal.
Für musikalische und gesangliche Begleitung sorgten die Blasmusikkameradschaft Schnaittach (Leitung Georg Wörler), der gemischte Chor des Männergesangsvereins Schnaittach (Leitung Andreas Schiffer)und der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Schnaittach (Leitung Siegfried Rehwald).
Bürgermeister Alois Kremer betonte in seiner Ansprache, dass hier „ein schönes Werk in einer schönen Landschaft erstellt worden ist, das auch auf den Ausflugs- und Fremdenverkehr seine Anziehungskraft nicht verfehlen dürfte“.
Badewetter war den Schnaittachern bei der Eröffnung nicht beschieden, aber durch ein paar unerwünschte „Kittelwascher“ ließ man sich nicht stören.
Positiv wurde vermerkt, dass „kein einziger wegen des Regens weggelaufen sei und die Chöre selbst im zeitweisen Regenwetter sehr schön geklungen haben“.

Jürgen Glassauer